Call zur 1. Tagung des Netzwerks Qualitative Methoden

Diskursanalyse in der Kommunikationswissenschaft und Medienforschung – Theorie, Vorgehen, Befunde

27. bis 29. April 2017, München

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Thema und Ziele

Die Methode der Diskursanalyse zählt in manchen Fachtraditionen zum Mainstream, während sie in anderen kaum Anwendung findet. Der wohl prominenteste Begründer dieses theoretischen und methodischen Forschungsprogramms, der französische Soziologie Michel Foucault, nahm mit einem konstruktivistischen Welt- und Gesellschaftsbild die Wechselspiele zwischen Macht und Wissen ins Visier und fragte nach den gesellschaftlichen Prozessen der Konstitution von Bedeutung und Sinn. Konkret ging er davon aus, dass das menschliche Denken und Handeln auf einem sozial konstruierten und in unterschiedlichem Maße legitimierten Weltwissen beruht, über das in Diskursen entschieden wird, welche – einem zwingenden Gedankensystem gleich – die Wirklichkeit erst erzeugen. Foucaults kritische Ethnologie der eigenen Kultur zielte darauf ab, dem Regime des Sagbaren (Diskurse) sowie dessen weltlichen Konsequenzen (Dispositive) über jedwede Form von Texten oder Aussagen nachzuspüren, was sie zweifelsohne für die qualitative Analyse von Medieninhalten bzw. von medialen Wirklichkeitskonstruktionen an der Schnittstelle zwischen Sozial- und Geisteswissenschaften interessant macht. Folgerichtig nehmen auch die meisten Weiter- bzw. Parallelentwicklungen dieses Ansatzes aus unterschiedlicher Perspektive auf Untersuchungsgegenstände der Kommunikations- und Medienwissenschaft Bezug – als wissenssoziologische Forschungsagenda, als kritische und damit normative Mediendiskursanalyse oder etwa als (sozio-)linguistische Diskursforschung.

Die Ziele der Tagung sind damit umrissen: Ausgehend von der Annahme, dass die Diskursanalyse trotz oder gerade aufgrund ihrer disziplinübergreifenden Verankerung eine Bereicherung für die qualitative Medienforschung darstellt, soll diskutiert werden, inwiefern dieses Forschungsprogramm für die (machtorientierte) Analyse von Medieninhalten sowie von massenmedialen Wirklichkeitskonstruktionen (einschließlich der Bedingungen ihres Zustandekommens und ihrer Folgen) fruchtbar gemacht werden kann. Eingelöst werden sollen damit zugleich die Ansprüche des Netzwerks Qualitative Methoden, das Wissen und den Austausch in der qualitativen Medienforschung zu fördern und voranzutreiben.

Mögliche Schwerpunkte

Gemäß dem Selbstverständnis des Netzwerks Qualitative Methoden sind Beiträge sowohl aus der Kommunikationswissenschaft als auch aus den Nachbardisziplinen eingeladen, die 1) die Diskursanalyse als Erkenntnisinstrument einer qualitativen Medienforschung theoretisch einordnen und reflektieren, die 2) den Einsatz der Diskursanalyse in der Forschungspraxis methodisch veranschaulichen und diskutieren oder die 3) aktuelle Forschungsergebnisse vorstellen, welche mithilfe eines diskursanalytischen Verfahrens erzielt worden sind:

  • Erwünscht sind erstens Beiträge, die nach den erkenntnistheoretischen und methodologischen Grundlagen der Diskursanalyse fragen und das Potenzial der verschiedenen diskursanalytischen Perspektiven und Forschungstraditionen für die Erforschung von massenmedialen Inhalten oder Prozessen öffentlicher Kommunikation herausarbeiten. Selbstverständlich kann dies auch in Form von Metastudien oder vergleichenden Arbeiten erfolgen.
  • Willkommen sind zweitens Beiträge, die das methodische Vorgehen der Diskursanalyse in den Mittelpunkt rücken und an einem exemplarischen Fall die Stärken und Schwächen dieses Verfahrens systematisch für jeden Untersuchungsschritt von der Fragestellung bis zur Auswertung erörtern. Die dabei vorgestellten Herangehensweisen dürfen natürlich je nach Forschungshintergrund oder Fachtradition die gesamte Bandbreite qualitativer Zugriffe (von offenen induktiven Vorgehensweisen über kategoriengeleitete Analyseverfahren bis hin zu standardisierten Auswertungsstrategien) abbilden. Ebenso von Interesse ist die Frage nach der Anwendung der Diskursanalyse bezogen auf unterschiedliche Untersuchungsgegenstände oder unterschiedliches Datenmaterial (Texte, Bilder, audiovisuelles Material etc.).
  • Relevant sind drittens Beiträge, die eigene diskursanalytische Studien vorstellen und auf diesem Weg zeigen, was bei einer solchen Herangehensweise zur Untersuchung von Medieninhalten bzw. Prozessen öffentlicher Kommunikation herauskommen kann – umso mehr wenn dabei methodisch innovative Wege beschritten werden. Das Spektrum an Präsentationen reicht hier von Einzelfallstudien über vergleichende Arbeiten bis hin zu umfangreichen Analysen mit einer großen Datenmenge.

Einreichungsmodalitäten

Einreichungen für Präsentationen können bis 15. November 2016 per E-Mail an netzwerk.qm@gmail.com geschickt werden. Sie sollten ein Titelblatt mit allen Angaben zu den Autoren sowie ein anonymisiertes Extended Abstract (maximal 500 Wörter exklusive Titelblatt und Literaturangaben) enthalten. Die Einreichungen werden in einem Blind-Review-Verfahren begutachtet. Für die Auswahl der Präsentationen gelten die üblichen Kriterien: Bezug zum Tagungsthema, Qualität der theoretischen und methodischen Fundierung, Relevanz, Klarheit und Prägnanz der Darstellung.

Organisatorische Hinweise

Die Tagung beginnt am Donnerstag, 27. April 2017, abends mit einem Get-Together und endet am Samstag, 29. April 2017, am frühen Nachmittag. Weitere Informationen zum genauen Programmablauf, zur Anmeldung sowie zu Unterkunfts- und Anreisemöglichkeiten werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Zeitplan

15. November 2016: Einreichungsschluss der Abstracts
15. Januar 2017: Ende des Review-Verfahrens, Benachrichtigung der Autoren
31. März 2017: Veröffentlichung des endgültigen Tagungsprogramms
27. bis bis 29. April 2017: Tagung

Veranstalter und Kontakt

Netzwerk Qualitative Methoden
Dr. Thomas Wiedemann, Prof. Dr. Christine Lohmeier
E-Mail: info@netzwerkqualitativemethoden.de

Veranstaltungsort

Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Ludwig-Maximilians-Universität München
Oettingenstr. 67
D-80538 München